Ich möchte heute mal ein Thema ansprechen, welches nicht zuletzt für Webmaster und solche, die es werden möchten, einen ganz wichtigen, wenn nicht sogar fundamentalen Faktor im Bereich Webentwicklung darstellt - das Konzept.
Mal ehrlich, wir alle sind doch schon mal so völlig unbekümmert und ziellos durch das weltweite Datennetz geschlendert und sind dabei auf die ein oder andere Webseite gestossen, die sich so garnicht "kategorisieren" lässt, die nicht in irgendein Schema passt, die sich durch Optik und Handhabung von der Masse absetzt - und das so nachhaltig, dass man sich als interessierter Besucher fragt wie der Entwickler der Webseite das hinbekommen hat. Dazu kommt dann meist noch eine gehörige Portion Innovation und tolle Ideen, die das ohnehin schon sehr ansprechende Stück Webentwicklung noch interessanter machen.
Am Anfang ist immer die Idee...
Jede gute Webseite hat einen Anfang, eine Idee, ein Konzept. Ohne Konzept und eigene Ideen wird am Ende höchstens ein gewisser Standard erreicht (was nicht immer schlecht sein muss, aber Standard ist eben nicht innovativ). Ich kenne eine Menge Leute, die weniger ein Problem mit der Idee oder der Innovation haben als vielmehr mit der technischen Umsetzung, denn oft stellt sich anfangs augenscheinlich Innovatives als technisch schwer umzusetzen heraus. Im Weg stehen dann hier oft die eigenen Kenntnisse, die mangelnde Zeit sich eingehend damit zu beschäftigen und schlussendlich auch das Geld, um ggf jemanden dafür zu bezahlen. Eine Idee muss am Ende "Sinn" machen. Kosten müssen kalkuliert werden, der Weg von der Idee zum fertigen Produkt ist mitunter steinig und auch weit - und allzu oft weicht am Ende das Ergebnis extrem weit von der ursprünglichen Idee ab - aus meist oben schon genannten Gründen. Schade.
Das Konzept
Das Konzept einer Webseite ist der "Kern" eines Projekts. Zum Konzept gehört nicht mehr nur die Idee ansich, sondern vielmehr ein gewisser "Plan", wie Ideen technisch umgesetzt werden können. Wie werden Inhalte dargestellt, an welcher Stelle der Webseite sollten sie dargestellt werden= Wie teile ich eine Webseite thematisch und inhaltlich sinnvoll auf? Was ist für das grundlegende Thema der Webseite wichtig? (hier gleich mal die Anmerkung: KEIN Mensch braucht eine UHR auf einer Webseite - und wenn sie noch so toll aussieht!) Wieviel Gewicht lege ich auf die Optik (erster Gesamteindruck, der oft unterschätzt wird), wie wichtig sind die Inhalte - und welche Inhalte genau brauche ich überhaupt? Welche Funktionen brauche ich zur Umsetzung der Ideen?
Das alles sind Fragen, die man sich VOR der technischen Umsetzung stellen MUSS um am Ende ein stimmiges Gesamtbild zu erzeugen. Eine Webseite, die optisch anspricht und zum Thema passt, Inhalte, die interessant gestaltet sind und selbstverständlich ebenfalls zum Thema der Webseite passen und eine vernünftig durchdachte "Benutzerführung" (dazu später mehr). Einfach mal anfangen und sehen was daraus wird ist definitiv der falsche Weg! Es reicht auch nicht aus, als "Idee" zu sagen "...ich will ein Webradio aufmachen!", sich als "Konzept" irgendwelche Standardinfusionen und geklaute Grafiken auf die Webseite zu knallen und dann zu erwarten, dass die Leute euch die Bude einrennen. Das Ergebnis ist in solchen Fällen immer eine Standard-Webradioseite, wie man sie sowohl optisch als auch inhaltlich zu tausenden im Netz findet - und das haut schon lange niemanden mehr vom Hocker.
Auch wichtig: Zielgruppen Definition
Es klingt banal, baut man seine Webseite ja in erster Instanz mal für die Breite Masse, schliesslich steht sie ja offen und für jederman zugänglich im Netz. Soll eine Webseite aber langfristig erfolgreich sein, solltet ihr eure zukünftige(n) Zielgruppe(n) aber klar definieren, denn diese Defintition ist zum Einen eine weitere Zielsetzung und damit eine weitere feste Konstante, zum Anderen bildet die Zielgruppendefinition auch die Grundlage für Entscheidungen über zb Sprachwahl (Sie oder Du), Aussehen (Layout, Optik, Aufteilung) und Inhalte. Man mag es auch kaum glauben, aber genau in diesem Bereich unterlaufen unerfahrenen Webmastern oft die meisten Fehler. Oft daran zu erkennen, dass zb junger, frischer Inhalt auf zb Gamingseiten falsch "verteilt" wird oder Inhalte in optische Darstellung gepackt wird, die die eigentliche Zielgruppe optisch überhaupt nicht anspricht.
Marktanalyse!
Ui, ein Wort aus der freien Marktwirtschaft. Was hat Marktanalyse mit Webdesign und Webentwicklung zu tun? Im Grunde ganz einfach.
Ihr habt eine tolle Idee - ich möchte zu 98% wetten, dass in den allermeisten Fällen auch vor euch schon jemand eine ähnliche, wenn nicht sogar die gleiche Idee hatte. Ziehen wir mal den Vergleich zur freien Marktwirtschaft - und nehmen wir als Beispiel einen Frisör. Wenn ein Frisör mit seinen tollen, nie dagewesenen Dienstleistungen und Inklusivleistungen an den Start gehen will, braucht er zwei Dinge: Einen möglichst "zentralen" Standort für sein Geschäft und potenzielle Kundschaft. Das heisst er schaut in der näheren Umgebung potenzieller Ladenlokale, wieviele Frisöre es in einem bestimmten Umkreis schon gibt, wielange es die schon gibt (Thema Stammkundschaft), er schaut sich die durchschnittliche Preisgestaltung der bereits etablierten Mitbewerber an und entscheidet dann, ob das Anmieten eines Ladenlokals Sinn macht und ob er an diesem Standort mit seinen geplanten Dienstleistungen langfristig erfolg haben kann. Anderes Beispiel: Zwei Dönerschuppen, die sich direkt gegenüber stehen und die nur eine Strasse trennt, werden sich langfristig gegenseitig ruinieren, denn sie führen einen Preis- und Qualitätskrieg. Gewinnen kann am Ende nur, wer mehr Eigenkapital mitbringt und wer deshalb länger rote Zahlen schreiben kann.
Auf das Web übertragen bedeutet das, ihr schaut euch gründlich um. Plant ihr eine Webseite für die nähere Umgebung, also zb einen Computerservice oder eine Community für die jungen Leute eurer Stadt, solltet ihr auf jeden Fall Marktforschung betreiben und die potenzielle "Konkurrenz" gründlich abklopfen. Plant ihr eine zb eine weltweite Community, haltet euch vor Augen dass es Facebook schon gibt und Facebook seinerzeit und bis heute als "Newcomer" schon etablierte Communitys leergefegt hat. Dahinter steckt nicht nur technischer Sachverstand sondern auch und vor Allem ausgeklügelte Marketingstrategie. Gegen Facebook "anstinken" zu wollen würde wie im Beispiel mit den Dönerläden bedeuten, ihr habt reichlich Eigenkapital und bietet hervorragende Qualität, die ihr "für lau" anbietet.
Zwischenstand
Zusammenfassend kann man im Grunde für nahezu jede Webseite eine Planung aufstellen. Diese setzt sich wie schon erwähnt am Anfang immer zusammen aus Idee und Konzept, wobei man hier ein wenig kategorisieren muss:
Idee
- Thema der Webseite
- Zielgruppendefinition
- Marktforschung
Konzept
- Optische Darstellung
- technische Umsetzung
- Planung der Inhalte
Die technische Umsetzung
An diesen Punkt gelangt ein guter Webentwickler erst, wenn mindestens 80-90% des Konzepts erarbeitet wurden. Die restlichen 10-20% ergeben sich in der Regel während der Entwicklungsphase, sprich Optimierungen der Darstellung, Platzierung von "Eyecatchern" und ähnlichen Kram. Auch wichtig: Webseite und Surfverhaltn der Benutzer und Besucher im Auge behalten und immer wieder basierend auf den erstellten Statistiken Optimierung der Darstellung und der Inhalte! Es lässt sich über Statistiksoftware wie zb "piwik", die im Hintergrund der Webseite läuft und das Surfverhalten der Besucher quasi aufzeichnet, eine langfristige Statistk erstellen, über die ihr als Webseitenbetreiber genau ermitteln könnt, welche Seiten innerhalb eurer Webseite häufig aufgerufen werden, welche Inhalte damit augescheinlich am interessantesten sind und welche Bereiche der Webseite zb für eure Besucher eher uninteressant sind. Auch könnt ihr in einer solchen Statistik zb sehen, wielange sich Besucher durchschnittlich auf bestimmten Seiten aufgehalten haben oder wo die Besucher eurer Webseite herkamen (Referer). Das alles sind wichtige Daten, denn sie dienen als Grundlage zur späteren Optimierung und zum "Feintuning".
Jede Idee, die ihr habt, muss am Ende technisch auch umgesetzt werden - aber nicht irgendwie sondern sinnvoll, thematisch passend und bedienbar. Paradebeispiel: Das Menü oder auch Navigation. Je einfacher die Navigation auf eurer Webseite gestrickt ist, desto einfacher wird der Besucher eurer Webseite sich auf der Webseite zurechtfinden. Es muss nicht immer ein ellenlanger oder bis zum Erbrechen verschachtelter Navigationsdschungel sein, in unzählige Kategorien und Unterkategorien aufgeteilt - meist in der Hoffnung es macht optisch einen tollen Eindruck und der Besucher klickt jeden verfügbaren Link mindestens einmal an. Es gibt sehr erfolgreiche Webseiten, die gerade in diesem Punkt immer noch schwächeln und auf denen man bestimmte Bereiche oder Funktionen in der Navigation sucht wie die sprichwörtliche Nadel im Heuhaufen. Das muss nicht sein. Macht euch Gedanken über eine "offene" und klar definierte Struktur der Seitennavigation und trennt euch von Dingen, die spätestens auf den zweiten Blick unnötig oder überflüssig erscheinen. Ganz wichtig: Ein "Home"-Button, der von JEDER (Unter-)Seite eurer Webseite erreichbar ist und geklickt werden kann! Ein weiterer sinnvoller Aspekt einer benutzerfreundlichen Navigation sind weiterführende und jeweils thematisch passende Links auf Unterseiten. Beispiel: Forum. In der Forumansicht macht es Sinn, diverse Direktlinks zu setzen zu zb "Meine Beiträge" oder "Unbeantwortete Beiträge", auf der Startseite selbst haben solche Links aber nichts zu suchen.
Die Wahl über die grundlegend verwendete Technik entscheidet am Ende und während der weiteren Entwicklung darüber, wie einfach oder umständlich gewisse Bereiche und/oder Funktionen entwickelt oder erstellt werden können. Wichtig ist also, sich schon VOR dem Erstellen darüber klar zu sein, welche Funktionen denn am Ende auch tatsächlich geboten werden sollen. Für PHP-Fusion zb gibt es unzählige fertige Addons und man kann sich eine Menge Entwicklungszeit sparen, wenn man sich vorher umschaut und diese fertigen Addons zumindest als Basis nutzt.
Diskrepanz zwischen Idee und fertigem Produkt
Ihr werdet am Ende sicherlich feststellen, dass eine gewisse Diskrepanz entsteht zwischen der ursprünglichen Idee und der dann fertigen oder fast fertigen Webseite. Das ist nicht ungewöhnlich und liegt in den meisten Fällen oft einfach daran, dass einst "tolle" Ideen sich während der Entwicklung eher als unsinnig oder gar kontraproduktiv herauskristallisieren. Wichtig ist aber, dass ihr der grundlegenden Idee treu bleibt und auch zielstrebig immer basierend auf dieser Grundidee das Ganze umsetzt. Je weiter ihr euch während der Entwicklung der Webseite von der ursprünglichen Idee entfernt, desto höher ist das Risiko, am Ende dann doch wieder nur irgendeine Standard-Webseite ins Netz zu stellen.
Webdesign ist Arbeit - zumindest dann wenn eine Webseite auch mindestens mittelfristig erfolgreich sein soll. Webdesign bedeutet eben doch viel mehr als nur ein CMS zu installieren und mit Addons von der Stange zu befüllen. Ohne Idee (und damit meine ich nicht wie bereits oben schon erwähnt Sätze wie "ich mach jetzt ein Webradio auf!") und Konzept gibt es kein (vorzeigbares) Ergebnis.
Ich hoffe, ich konnte euch mit diesem Beitrag mal einen kleinen Einblick in die Arbeit eines "Webdesigners" verschaffen. Wenn ihr mehr Informationen braucht oder nach dem Lesen dieses Beitrag daran interessiert seid, in diesen Sektor einzusteigen, scheut euch nicht, eure Fragen einfach zu stellen.
Eine erfolgreiche Woche wünsche ich euch.